Ich begann den Rückweg anzutreten und war von Glück und Trauer gleichermaßen erfüllt. Trauer darüber, dass meine Freunde tot waren, und Glück, dass ich die Mine fast unverletzt bis auf die Bisswunde des Dämon, der sich als Wolf getarnt hatte, entkommen konnte. Mein Bein schmerzte sehr und ich musste gelegentlich eine Pause einlegen. Ich musste mich setzen und lehnte mich an einen moosbewachsenen Baum. Immer noch versuchte ich das Geschehene vor meinem inneren Auge zu verarbeiten, und ich brach einen Weinkrampf aus.

Meine Scham darüber, dass ich meine beiden Freunde in der Mine ihrem Schicksal überlassen hatte, überwältigte mich so sehr, dass mein Glücksgefühl gänzlich verschwand. Mein eigener Stolz und Egoismus standen mir in der Mine wieder einmal selbst im Wege, so wie es schon so öfter der Fall gewesen war.

Warum?“, schluchzte ich. „Warum kann ich nicht einmal meinen Stolz und Egoismus ablegen? Bin ich wirklich so ein Arsch?“, flüsterte ich.

Es half alles nichts. Ich musste weiter, und so rappelte ich mich wieder auf und fand in einem Gestrüpp neben dem Baum, an dem ich saß, einen dickeren Ast, der mir als Gehhilfe diente.

Die frische Luft hatte meine Kopfschmerzen verschwinden lassen. Doch mein Kopf war nun leer und fühlte sich wie in Watte gepackt an. Die Bisswunde an meinem Bein blutete wieder und das Blut lief mir in meinen Schuh. Aber ich schenkte dem Bluten keine große Beachtung.

Ich musste nach Hause. Dort kann ich mich dann um die Verletzung kümmern!“, sagte ich zu mir selbst. „Aber zuhause bedeutete auch, ich muss gestehen, was wir getan haben, und dass Benjamin und Rene tot sind“, meldete sich die Stimme in meinem Kopf. Ich wusste nicht, wie ich das Ganze zuhause und den Eltern von Benjamin und Rene erklären sollte. Aber eines wusste ich. Es würde jede Menge Ärger geben.

Ich erreichte den Waldfriedhof. Flüsternde Stimmen waren wieder zu hören. Ich schaute mich um und versuchte herauszufinden, woher das Flüstern kam. Ich sah wieder niemand. Gerade als ich weitergehen wollte. Hörte ich ein Knacken und ich erschrak. Samuel der Friedhofswärter stand plötzlich vor mir. Er hatte die Aufgabe, den alten Waldfriedhof zu bewachen und einigermaßen in Ordnung zu halten. Sein Blick wirkte leer und müde.

Ich weiß, was Ihr getan habt!“, sagte er mit ernster Stimme zu mir. „Ihr habt die verlassene Mine betreten und euer Schicksal damit besiegelt.“ Ich schaute ihn irritiert an und wusste im ersten Moment nicht, was ich sagen sollte. Mein Herz begann zu rasen. „Woher wissen Sie das?“, fragte ich ihn. „Die Stimmen auf dem Friedhof haben es mir gesagt!“, antwortet er mit ernstem Gesichtsausdruck. „Sie sprechen von nichts Anderem.“ „Ihr wurdet beobachtet, als Ihr den Berg hinaufgegangen seid und die Bretter am Mineneingang entfernt habt!“

Ich bekam eine Gänsehaut. „Ich höre hier keine Stimmen!“, sagte ich zu ihm. Mir war bewusst, dass es eine Lüge war, die ich gegenüber ihm aussprach. Doch er wusste direkt, dass ich nur die halbe Wahrheit sagte. „Warum hast du dich dann eben suchend umgeblickt, als die Flüsterstimmen auf dem Friedhof zu hören waren?“, fragte er mich nun eindringlich. „Ich ähhh…“, begann ich zu sprechen, und Samuel unterbrach mich. „Ihr wolltet ein Abenteuer erleben.“ „Doch nur einer von drei ist zurück gekehrt.“ Ich entschloss mich, das Gespräch ohne ein weiteres Wort von mir zu beenden. Kurze gesagt, ich humpelte an ihm vorbei.

Als ich den Abstand zwischen mir und ihm vergrößert hatte, hörte ich, dass er mir nachrief. „Es gibt noch Hoffnung!“ „Nichts ist wie es scheint.“ Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn an. Sein trauriger Blick fixierte dabei meine Augen. Wieder bekam ich eine Gänsehaut und ich humpelte weiter den Berg hinunter.

Die Stadt Blackwood Rock lag still vor mir, als ich endlich den Wald hinter mir ließ. Ich schaute auf die Uhr des Kirchturms und sah, dass es mittlerweile 9 Uhr 30 war.

Alles in allem hatte ich 2,5 Stunden für den Rückweg gebraucht. Als ich endlich zuhause ankam, waren es 10 Uhr. Ich warf den Stock, der mir als Gehilfe gedient hatte, in das Gebüsch vor der Veranda unseres Hauses und hüpfte die Treppe hinauf. Meine Eltern waren am Morgen zu einem Sonntagsausflug aufgebrochen und kamen erst am späten Abend zurück. Ich schloss die Tür auf und betrat unser Haus. Die Stille, die ich vernahm, war befriedigend und eine Wohltat für meine Ohren. Ich humpelte ins Bad. Dort angekommen öffnete ich den Allibert-Spiegel und suchte darin nach Schmerztabletten, Jod und der Wundsalbe. Aus dem Verbandskasten nahm ich eine sterile Wundkompresse, eine Rolle Verband und Pflaster. Mein Bein pochte und schmerzte mittlerweile sehr.

Ich zog mich bis auf seine Unterhose aus und setze mich auf den Rand der Wanne, stellte das Wasser an, nahm den Duschkopf und ließ sachte warmes Wasser über das Shirt, das die Wunde bedeckte, laufen. Das Shirt musste erst etwas einweichen, so dass ich es besser von der Wunde lösen konnte. Nach ein paar Minuten öffnete ich den Knoten und zog das Shirt von der Wunde und spülte diese ab.

Die Bisswunde war zum Glück nicht sehr tief, aber es begann sich bereits durch die Anstrengung des Laufens eine Rötung bemerkbar zu machen, die in eine Infektion übergehen würde, wenn ich mich nicht schonte.

Ich reinigte die Verletzung, so gut es ging, und duschte mich. Als ich fertig war, trocknete ich mich ab und begann mit dem Jod, die Bisswunde abzutupfen. Ich trug die Wundsalbe auf und verband meine Wunde anschließend.

Erst jetzt bemerkte ich, dass es Stunden her war, dass ich das letzte Mal etwas gegessen und getrunken hatte. Ich humpelte in die Küche und schmierte mir ein Sandwich und goss mir ein Glas Orangensaft ein. Als ich mit dem Essen fertig war, nahm ich 2 Schmerztabletten und schluckte sie mit dem restlichen Saft hinunter. Meine Müdigkeit übermannte mich und ich ging in mein Bett.

Ich schlief den ganzen Sonntag durch. Meine Träume waren verworren und das Erlebte spiegelte sich in ihnen wieder. Ich sah Ben und Rene, die nun fast abgenagt bis auf die Knochen und in einer Pfütze aus ihrem eigenen Blut am Mineneingang standen. Beide riefen meinen Namen.

Alex!“ Komm zu uns, Alex! „Helf uns, von hier zu entkommen.“ „Das Böse ist so unfassbar grausam“, sagte Benjamin und hielt dabei einen Teil seiner Innereien fest, die ihm aus der linken Flanke hingen. Blut tropfte aus seinen Gedärmen.

Ja Alex!“ Es frisst uns auf. Schau dir an, wie wir ausschauen. Du hast uns das Bösen zum Fraß vorgeworfen. Hilf uns, von hier zu entkommen. „Es ist deine Pflicht, uns zu erlösen!“, sprach Rene, dessen abgetrennten Kopf mit dem weit aufgerissenen Auge unter dem rechten Arm von Benjamin ruhte.

Dein Egoismus hat uns zu Verbannten gemacht und wir können ohne deine Hilfe nicht entkommen.“ „Du bist dafür verantwortlich!“, sagten beide gleichzeitig, während ihre Stimmen dabei immer tiefer wurden und dämonenhaft klangen. Beide begannen dabei hysterisch zu lachen, das in ein Jaulen überging, als der dämonische Wolf sich auf die beiden stürzte und wieder an Benjamins Körper und Renes Kopf fraß und nagte.

Der Kopf von Rene rollte dabei von Benjamins Körper weg, hinterließ dabei eine kurvige Blutspur auf dem dreckigen, steinernen Minenboden und kam vor meinen Füßen zum stehen. Das weit aufgerissene Auge starrte bedrohlich und ging langsam in ein komplettes Schwarz über.

Das Letzte, was ich in meinem Traum hörte, waren die Worte

Wir holen dich! „Wir werden dich holen!“, die der entstellte Kopf von Rene aussprach.

Ich erwachte schweißgebadet aus diesem Alptraum und sah auf die Uhr, die auf meinem Nachttisch stand. 21 Uhr 30 zeigte diese an.

Die letzten Sonnenstrahlen erloschen hinter den bewaldeten Hügeln von Blackwood Rock und hüllten die Stadt und die Erzmine in Dunkelheit, als die Nacht hereinbrach.

Meine Eltern kehrten gegen 22 Uhr 45 von Ihrem Ausflug zurück. Ich saß im dunklen Wohnzimmer im Sessel meines Vaters mit dem Rücken zur Tür, als meine Eltern das Haus betraten. Ich hatte in der letzten Stunde damit verbracht, meine Gedanken zu ordnen. Noch immer wusste ich nicht, wie ich es meinen Eltern sagen sollte. Ich zuckte vor Schreck zusammen, als meine Mutter fragte, warum ich in der Dunkelheit saß, als sie das Licht anschaltete.

Alex, warum sitzt du hier in der Dunkelheit? Woher hast du die grauen Haarsträhne? Was ist passiert?“, fragte meine Mutter mich. Ihre Augen waren voller Sorge. Ich drehte mich langsam um und starrte meiner Mutter traurig in die Augen.

Mommy…“, flüsterte ich mit Tränen in meinen Augen.

Mommy, ich habe einen schweren Fehler gemacht und Rene und Benjamin…!“ Schluchzte ich nun herzzerreißend und ein weiterer Weinkrampf überkam mich. Es dauerte gut 20 Minuten, bis ich mich wieder beruhigt hatte.

Ich schluckte schwer, bevor ich wieder anfing zu sprechen.

Ich war mit Benjamin und Rene in der verlassenen Mine, Mom. Wir dachten, es wäre nur ein harmloser Streich, die alten Geschichten zu überprüfen. Aber dann“… „dann sind sie…“, und ich schluchzte wieder schwer.

Was sind Sie?“, fragte meine Mutter. Sie sind gekommen. Und haben…!”                                        Was und wen meinst du mit ‚sie‘?“, hakte mein Vater nun nach, während er besorgt aufstand und die Vorhänge im Wohnzimmer schloss.

Geister, Dad.“ Die Geister aus der Mine. Dunkle, verzerrte Gestalten, Schattenwesen und ein Dämon in Gestalt eines Wolfes“, sagte ich leise. „Sie haben Benjamin und Rene angegriffen und getötet. Ich konnte nichts tun. „Ich bin einfach nur weggerannt“, erzählte ich mit zitternder Stimme.

George, kannst du uns bitte einen Beruhigungstee machen?“, bat meine Mutter meinen Vater. Dad verschwand in der Küche und kehrte kurze Zeit später mit drei Tassen Tee zurück.

Ich begann wieder zu sprechen:

Sie haben uns in die Irre geführt. Die Tunnel haben sich immer wieder verändert. Ich wollte Rene und Benjamin helfen, aber ich konnte nicht. Als ich endlich den Ausgang der Mine gefunden habe, wurde ich von diesem Dämon, der wie ein Wolf aussah, attackiert und er biss mir in mein Bein.“

Als Beweis zog ich das linke Bein meiner Pyjamahose bis zu meinem Knie hoch und zeigte die verbundene Wade. Der Verband war wieder leicht durchblutet. Mein Vater war stinksauer darüber, dass ich nicht auf seinen Rat gehört habe und mich von dem verfluchten Bergwerk ferngehalten habe. Meine Mom schwankte zwischen Glauben und Nichtglauben, wusste aber im Inneren, dass ich sie nicht anlog.

Wir versorgen erst nochmal die Wunde, bevor wir weiter reden“, sagte sein Dad etwas strenger. Eine leichte Dominanz schwang in seiner Stimme mit, als er mich aufforderte, ins Badezimmer zu gehen.

Im Bad angekommen, setze ich mich wieder auf den Wannenrand. Meine Mutter schnitt den Verband einmal in der Mitte durch und legte die Wunde frei. Die Rötung, die noch am Vormittag zu sehen war, war zurückgegangen. Mein Vater sah sich die Wunde genauer an und musste zugeben, dass diese wirklich wie der Biss eines Tieres aussah.

Mom holte den Verbandskasten und reinigte die Wunde noch einmal mit dem Jod und gab etwas Wundsalbe auf eine neue Kompresse. Sie legte diese auf die Wunde und verband sie wieder.

Kaum hatten wir das Bad verlassen, läutete das Telefon. Meine Mutter wartete wie immer auf das dritte Läuten des Telefons ab und nahm dann das Gespräch entgegen. Hallo, hier Thompsen.“ sagte sie.

Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine besorgte Frauenstimme mit einem:

Hallo, Emmely,

Yvonne White am Apparat.

Mein Vater gab meiner Mutter ein Zeichen, dass sie die Lautsprechertaste am Telefon drücken sollte, so dass wir das Gespräch mithören konnten.

Mrs- White sprach weiter.

Sind die Jungs bei euch? Rene wollte zum Abendessen eigentlich zurück sein, aber bisher sind er und Benjamin noch nicht zuhause eingetroffen.

Ich habe schon mit Benjamins Mom telefoniert und gefragt, ob die Jungs bei Ihnen sind. Sie verneinte dies.

Renes Mutter war besorgt.

Meine Mutter spürte, dass die Wahrheit zu viel für Mrs. White sein könnte, und in einem verzweifelten Versuch, die Realität zu mildern, formulierte sie hastig eine Notlüge.

Die Jungs sind gestern Abend zu uns gekommen“, sagte sie zu Mrs. White am Telefon.

Sie waren zum Campen in den Wald aufgebrochen, sind aber vom Gewitter überrascht worden.“ Erzählte sie und versuchte glaubwürdig zu klingen.

Sie haben dann hier übernachtet.“ Ich und George waren heute Morgen zu einem Ausflug aufgebrochen und sind erst seit einer Stunde wieder zurück. Wenn du möchtest, schaue ich nach, ob sie hier sind. „Sie werden aber bestimmt schon schlafen.“ Schmückte sie ihre Lüge noch ein wenig aus.

Mrs. White antwortet darauf:

Nein, das ist nicht nötig, lass sie schlafen. Wir waren ja auch mal jung und haben vergessen, uns bei unseren Eltern abzumelden, wenn wir dann doch noch bei einem Freund oder der Freundin übernachtet haben. Wir waren nur besorgt, da Sie sich nicht bei uns gemeldet hatten. Danke, Emmely.

Danke, dass du uns das gesagt hast. Ich werde Benjamins Mom anrufen und ihr Bescheid geben. Gute Nacht, euch.“

Meine Mutter legte den Hörer auf. Sie sah mich mit einem strafenden Blick an. Ich merkte sofort, dass die Lüge schon jetzt auf ihrer Seele lastete. Doch kannte meine Mutter noch nicht die ganze Geschichte, was genau in der Mine geschehen war.

Du weißt, dass ich gelogen habe, um vorerst deinen Hinter zu retten!“, sagte sie mit strenger Stimme zu mir. „So haben wir wesentlich ein wenig Zeit bekommen, bis du uns erzählt hast, was genau passiert ist und wir eventuell handeln können.“ Beim letzten Satz schaute sie mich mit traurigen Augen an.

Mein Dad forderte mich auf, dass ich Ihnen die ganze Geschichte über das, was in der Mine geschehen war, bitte zu erzählen. In seinen Augen sah ich die Spur einer Besorgnis, während meine Mutter mich nun mit einem neugierigen Blick anschaute.

Es ist an der Zeit, darüber zu sprechen“, sagte mein Vater.

Schließlich räusperte ich mich, bevor ich mit meiner Erzählung begann. Noch bevor ich etwas sagen konnte, erhob meine Mom nochmals ihre Stimme: „Diese Geschichten über die Mine sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.“ Es sind keine Märchen oder urbane Legenden. „Also warum habt ihr das Bergwerk betreten?“, forderte sie mich nun auf, ihre Frage zu beantworten.

Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug, und ich wusste, dass die Zeit gekommen war, die Wahrheit zu gestehen. Ich blickte in die Augen meines Vaters und anschließend in die meiner Mutter und suchte nach einem Funken von Verständnis und begann schließlich zu erzählen. Die Stille im Raum war spürbar, wenn nicht sogar fast greifbar, als meine Eltern gebannt auf mein Geständnis warteten.

Ich begann:

Dad hatte mir doch wegen der Tradition die Geschichten über die Mine erzählt.“ Meine Mutter nickte mich an. „Ich habe die Geschichte ein paar Tage später Benjamin und Rene erzählt.“ „Wir beschlossen, dass wir an diesem Wochenende dort hingehen, um uns die Mine anzuschauen.“ „Gestand ich, mit belegter Stimme. Trotz all der Warnungen und den düsteren Legenden, die mir Dad erzählt hatte, und was wir sonst noch an Informationen bekommen konnten, haben wir beschlossen, die Bretter am Eingang zu lösen und hineinzugehen.“

Mom verdeckte vor Entsetzen mit beiden Händen ihren Mund, während mein Vater seine Hände zu Fäusten ballte. „Alex, wie konntet ihr nur so dumm und leichtsinnig sein?“ „Die Geschichten sind nicht ohne Grund entstanden.“ Schimpfte er mich aus. „Ich dachte, ihr hättet mehr Verstand und haltet euch von so einem Ort fern.“

Ich senkte den Blick, unfähig, die Enttäuschung in den Augen meiner Eltern zu ertragen. „Es tut mir so leid!“, stammelte ich.

Wir wussten nicht, worauf wir uns einlassen. Als wir in der Mine waren, haben wir plötzlich seltsame Geräusche gehört – und dann… Dann sind Sie gekommen. Die Geister, der Minenarbeiter. Es waren dunkle und verzerrte Gestalten. „Sie waren überall um uns herum“, flüsterte ich und meine Augen füllten sich mit Tränen. Während die Erinnerungen an die vergangene Nacht wieder vor meinem inneren Auge lebendig wurden.

Wir hatten panische Angst.“ Benjamin wurde ergriffen und in die Dunkelheit gezerrt. Rene und ich konnten nichts tun. Wir riefen nach ihm, aber er antwortete uns nicht. Wir sind aus der Panik heraus, einfach nur weggerannt.“

Die Stille, die auf meine Worte folgte, war beängstigend. Ich konnte Tränen in den Augen meiner Mutter erkennen, während mein Vater nach Worten rang, um seine Wut und Sorge zu bändigen.

Warte, Dad, ich bin noch nicht fertig mit erzählen.“ sagte ich zu ihm.

Rene und ich sind dann weiter gelaufen und wurden immer wieder in Stollen geführt, wo eigentlich keine sein konnten. Wenn wir uns umdrehten, war der Eingang zu dem Stollen, den wir gerade betreten hatten, verschwunden. Letztendlich kamen wir in einen Stollen, in dem ein Vogelkäfig mit toten Vögeln darin hing. Dort waren auch jede Menge Skelette in alter Bergmannskleidung, die auf dem Boden lagen. Wir konnten ein Flüstern hören, das von sämtlichen Stollen und Schächten der Mine zukommen schien. Rene und ich sind dann weiter in den nächsten Tunnel gelaufen und dort traf ihn ein Stein, der von der Decke kam, am Kopf und er wurde bewusstlos.

Ich wollte ihm helfen, aber er wurde sofort in die Dunkelheit gezogen.“ Berichtete ich weiter. Meine Stimme zitterte leicht dabei und Tränen liefen mir nun über meine Wangen.

Ich hatte zu viel Angst, die beiden alleine zu suchen, und habe wieder versucht, den Ausgang zu finden.“ Ich war plötzlich wieder in dem Stollen, mit den Skeletten und dem Vogelkäfig. Im nächsten Stollen habe ich die beiden dann tot, verstümmelt und in Ihrem eigenen Blut liegend, aufgefunden. Von überall her waren Stimmen und ein böses Lachen zu hören.“

Ich war so geschockt von allem, was ich gesehen und gehört habe, und bin weitergelaufen. Dann habe ich einen Spalt entdeckt und mich durch diesen gequetscht. Ich konnte Vögel zwitschern hören und bin dem Geräusch gefolgt und habe so den Ausgang der Mine gefunden. Als ich diese verlassen wollte, haben die Geister versucht den Weg zu blockieren!“, sagte ich zu meinem Vater.

Das erklärt aber nicht, wie du die Bisswunde bekommen hast!“, sagte er in einem ruhigen, aber strengen Ton zu mir.

Da komme ich gleich hin!“, entgegnete ich ihm und setzte mit meiner Erzählung fort.

Durch die aufgehende Sonne wurden die Geister immer blasser und ich bin mit Anlauf durch sie hindurch gesprungen. Als ich vor dem Mineneingang landete, war mein linkes Bein noch nicht ganz aus dem Höllenloch von Mine, und der Dämon in Gestalt des Wolfes hat mich gebissen. „Ich konnte gerade noch mein Bein wegziehen, bevor er erneut zubeißen konnte und mich eventuell auch in die Höhle gezogen hätte!“, beendete ich meinen Bericht über die letzte Nacht. Wohl wissend, einige der grausamen Details ausgelassen zu haben.

Meine Eltern schauten sich besorgt und ohne ein Wort miteinander zu wechseln an. Es war fast so, als ob sie nur mit ihren Augen miteinander kommunizierten.

Wir müssen etwas unternehmen!“, sagte mein Dad schließlich mit fester Stimme. „Bist du dir zu 100 % sicher, dass Rene und Benjamin wirklich tot sind und du keine Trugbilder, die von den Geistern hervorgerufen wurden, gesehen hast?“, fragte er mich eindringlich. Ich weiß es nicht“, antwortete ich auf die Frage meines Vaters.

Ich musste mir selbst eingestehen, dass ich nicht mit Sicherheit wusste, ob es nur Trugbilder waren oder ob es real war, was ich gesehen hatte. Jedenfalls wirkte es auf mich, so als ob es real gewesen wäre. Ein wenig Hoffnung keimte in mir auf. Vielleicht leben beide noch, dachte ich mir.

Wir dürfen diese Geister nicht länger ignorieren“, fuhr mein Vater fort. „Es gab schon zu viele Opfer, die diese Mine gefordert hat. Ich seufzte, meine Stimme voller Trauer. Ich fürchte, Sie sind nicht lebend aus der Mine zurückgekehrt. Ich habe keine Ahnung, was mit Ihnen geschehen ist. „Es könnten Trugbilder gewesen sein, ich habe die Leichen nicht angefasst“, sagte ich zu den beiden.

Minuten der Stille setzten ein und die Wahrheit lag nun offen wie ein Buch auf dem Tisch. Die Dunkelheit der verlassenen Mine hatte sich in unser Leben geschlichen und unsere heile Welt auf den Kopf gestellt.

Meine Mom schaute auf die Uhr und stellte fest, dass es bereits 0 Uhr 30 war.

Wir müssen noch heute Nacht handeln.“ Vielleicht ist es für die beiden noch nicht zu spät und sie leben noch!“, sagte sie zu meinem Vater und mir. „Wir haben nur wenige Stunden Zeit, sonst muss ich den Eltern von Rene und Benjamin über das, was passiert ist, die Wahrheit sagen und dass ihre Söhne tot sind.“ „Und das will ich ungern machen!“, betonte sie eindringlich.

Aber Mom…“, seufzte ich. „Ich möchte nicht wieder an diesen verfluchten Ort und schon gar nicht wieder in diese Mine rein.“ »Du kannst dir nicht vorstellen, wie unheimlich es da drin ist!!“ Dabei drehte ich mich zu ihr um und zeigte auf die Stelle mit der grauen Haarsträhne an meinem Kopf. „Dad sag du doch auch was!“ flehte ich meinen Vater an.

Mein Vater, der mit einem ernsten Blick in seinem Sessel saß, erhob sich, verschränkte die Arme und schaute mich an und sagte mit ernstem Tonfall zu mir: „Hör zu, mein Sohn.“ Solange du die Füße unter meinen Tisch stellst, hast du gefälligst das zu tun, was ich und deine Mutter dir sagen. Du hast die beiden da oben auf dem Berg ihrem Schicksal überlassen und es ist nur recht, wenn du mit uns die beiden suchen gehst und ihnen hilfst. Also zieh dir andere Kleidung an und schau zu, dass du in das Auto kommst.“

In diesem Moment begann die Deckenlampe zu flackern und das Licht ging aus. Ein Kratzen war am Fenster zu hören. Mein Dad stand auf und ging zum Fenster. Er öffnete den Vorhang einen Spalt und schaute hindurch. Das Mondlicht erhellt kurz sein Gesicht. „Wer ist dort George?“, fragte meine Mutter ihn. Angst war aus ihrer Stimme zu hören. „Niemand!“, antwortet mein Vater auf die Frage meiner Mutter. „Ich kann niemanden sehen.“ Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, hörten wir ein Klopfen an der Haustür.

TOK, TOK, TOK.

Wir schauten erschrocken in Richtung der Tür. Mein Vater ging zum Kamin und griff nach dem großen Schürhaken. Wieder klopfte es an der Tür.

TOK, TOK, TOK.

Meine Mutter setzte sich neben mich und ich spürte ihre Angst nun deutlich. „Was machst du da, George?“ fragte sie leise meinen Vater.

Ich schaue, wer um diese Uhrzeit hier anklopft. Wenn es ein Einbrecher ist, ziehe ich ihm mit den Schürhaken eins über die Rübe. Nimm das Telefon und ruf im Notfall die 911 an!“, sagte er zu meiner Mutter.

Sie nahm das Telefon und hielt es griffbereit, während mein Vater sich der Haustür näherte. Er riss die Tür auf und hob den Schürhaken dabei hoch in die Luft. Gerade noch rechtzeitig konnte er sich bremsen, bevor er zuschlug.

Wer ist es?“, fragte meine Mutter, als sie merkte, dass mein Vater inne hielt. Mein Vater antwortete ihr nicht. „Wer ist an der Tür?“, fragte sie ihn erneut. Wieder gab mein Vater keine Antwort auf Ihre Frage.

Ich schaute meine Mutter an. „Lass uns nachsehen, wer es ist.“ ,sagte ich leise zu ihr. Sie nickte mir zu und wir standen vom Sofa auf und gingen zur Haustür. Wir schauten durch die offene Tür und erstarrten – genauso wie mein Vater.

Auf der Veranda unseres Hauses stand Samuel, der Friedenswärter. Seine Gliedmaßen waren unnatürlich, verdreht und seine Augen weit aufgerissen. Er hatte die Augen nach hinten gerollt, so dass man nur das Weiß seiner Augäpfel sehen konnte. Sein Mund stand weit offen und ein fauliger Geruch nach Schwefel und Verwesung war aus ihm zu riechen. Bei jeder Bewegung, die er tat, knackten seine verdrehten Gelenke hörbar. Er neigte seinen Kopf nach links, als er mich sah. Sein rechter Arm hob sich und man konnte ein lautes Knacken seiner Finger hören, als er mit dem Zeigefinger auf mich zeigte.

Du hast das Böse erweckt!“, sagte er mit tiefer Stimme, die nicht seine war. Sein Mund bewegte sich keinen Millimeter, als er sprach.

Die Worte kamen tief aus seinem Hals. „Es ist auf dem Weg, um dich zu holen. „Sie haben dein Blut gekostet. Es dürstet sie nach mehr. Deine Seele wird auf ewig verdammt sein!“, sprach er zu mir und eine Reihe von knackenden Gelenkgeräuschen folgten, als er auf unserer Veranda bewusstlos zusammenbrach. Sein Körper hatte wieder die normale Haltung der Gliedmaße angenommen und er lag auf dem Holzboden vor uns. Zum gleichen Zeitpunkt, als er zusammenbrach, ging das Licht wieder an.

Meine Eltern erwachten aus ihrer Starre und waren fassungslos über das, was sie gehört hatten. Sie brauchten beide einen Moment, um etwas sagen zu können. Wir müssen ihn von der Veranda wegbringen!“, sagte ich zu meinem Vater. „Mom, Dad hilft mir bitte, ihn ins Wohnzimmer zu bringen.“ Dort soll er sich erholen. Wir hoben zu Dritt den bewusstlosen Körper von Samuel an und trugen ihn ins Haus. Meine Mutter nahm eines der Sofakissen und legte es an eine Lehne, bevor ich und mein Vater Samuel auf unser Sofa legten. Meine Mutter hob die Beine von Samuel an und legte ein weiteres Kissen unter diese. Seine Bewusstlosigkeit war tief und uns drängte die Zeit.

Meine Mutter lief ins Bad, holte das Riechsalz und hielt es Samuel unter die Nase. Er erwachte kurze Zeit später und er konnte sich nichts erinnern, was vor wenigen Minuten geschehen war. Er wusste nicht mal, wie er zu uns gekommen war.

Meine Vater erklärte ihm kurz, dass er vor unserer Haustür gestanden habe und sein Körper eine unnatürliche Haltung angenommen hatte. Samuel schaute in meine Richtung und ein trauriger und müder Blick traf meine Augen. Mein Vater erläuterte ihm unser Vorhaben und bot Samuel an, die Nacht in unserem Haus zu verbringen, um sich von den Strapazen zu erholen. Samuel nahm das Angebot gerne an und schloss seine Augen. „Seit auf der Hut und passt auf euch auf!“, sagte er mit geschlossenen Augen zu meinem Vater.

Ich trat einen Schritt nach vorne und Samuel öffnete kurz seine Augen und schaute mich eindringlich an. „Denk daran, mein Junge. „Nichts ist, wie es scheint.“ „Nichts ist, wie es scheint.“, sagte er mit ernster Stimme zu mir. Er schloss wieder seine Augen und schlief sofort ein.

Los Alex, zieh dir endlich was anders an, wir müssen los!“, sagte mein Vater zu mir. Ich folgte widerwillig den Worten meines Vaters. Ich zog mir schnell was anderes an und 10 Minuten später fand ich mich auf dem Rücksitz unseres Autos wieder.

Mein Vater fuhr los. Ich schloss für einen Moment meine Augen. Die fürchterlichen Bilder der letzten Nacht kamen wieder vor meinem inneren Auge zum Vorschein und ich bekam eine Gänsehaut. Während der Fahrt zur alten Mine herrschte im Auto eine gespenstige Stille und Anspannung, die fast greifbar war und die warme Luft darin zu zerschneiden schien.

Mein Vater fuhr den Berg zur alten Mine hinauf und bog ein letztes Mal links ab. Wir erreichten das windschiefe Tor des Minengeländes. Mein Vater parkte das Auto vor dem Tor und fragte in die Stille.

Seit ihr bereit?“

Meine Mom und ich nickten nur mit unseren Köpfen und wir stiegen aus dem Auto aus.

Trotz der sommerlichen Temperaturen, die in dieser Nacht herrschten, wehte ein eisiger Windhauch über das verlassene Minengelände, der uns frösteln ließ. Die Mine lag wieder als stummes Zeugnis vergangener Zeiten still und verwaist da. Fast so, als ob es die letzte Nacht nie gegeben hätte.

In der Ferne war ein einziger Lichtkegel zu sehen, der den Mineneingang anleuchtete.

Fortsetzung folgt…!

Dunkle Schwefelschwaden ließen Asche auf die karge Landschaft regnen und bedeckten sie wie frisch gefallenen Schnee. Keine Sterne waren zu sehen, nur ein orangefarbener Himmel, der sich wie eine offene Wunde deutlich von dem Vulkansmog abhob, der sich über uns ausbreitete.

“Von wegen bewohnbar …”, bemerkte Charlotte, wobei ihr Mikrofon Mühe hatte, die ganze Bandbreite ihres unzufriedenen Gemurmels zu erfassen.

“Hattest du Palmen und sonnige Strände erwartet? Vielleicht eine Cocktailbar?” Normans verwirrte Stimme durchbrach das statische Funkgeräusch.

Charlotte blickte von ihrer erhöhten Position aus auf ihren Astronautenkollegen hinunter. Er kniete und war damit beschäftigt, die angesammelten Ablagerungen von der Anzeige ihres P.U.M.I. (Portable Universal Measuring Instrument) zu kratzen. Wäre sein rot-blauer Helm nicht gewesen, hätte sich sein Raumanzug nahtlos in die Szenerie eingefügt.

“Und? Was steht da?”, erkundigte sich Charlotte, als sie vorsichtig den gebogenen Hang hinunterstieg und sich ihrem Kollegen näherte.

“Die CO₂-Messungen zeigen, dass die Sauerstoffumwandlung positiv ist. Aber es gibt eine hohe Konzentration von Perchloratverbindungen im Boden.”

“Also nicht der ideale Ort, um meinen Traum-Tomatengarten anzulegen, nehme ich an?”

“Nicht, wenn du eine funktionierende Schilddrüse haben willst. Aber es besteht Potenzial.”

Mit kräftigem Zug und unterstützt durch die relativ nachsichtige Schwerkraft des Exoplaneten hob Norman das Gerät in Form eines Aktenkoffers vom Boden auf seinen Rücken, wo es sich magnetisch an seinem Lebenserhaltungssystem befestigte.

Charlotte reichte ihrem Kollegen die Hand, die er höflich ablehnte. Ihr Anzug war identisch mit seinem: weiß, mit einem rot-blauen Helm und einer Abbildung des ersten amerikanischen Präsidenten in der Nähe des Herzens, umgeben von einem goldenen Kreis. Es war ein Symbol, das offenbar in einer vergangenen Ära Bedeutung hatte, als Washington noch eine irdische Metropole auf dem Planeten Old Earth war und nicht die Bezeichnung ihres Heimatschiffs. Eines von vielen, die ziellos durch die Leere des Weltraums trieben und die letzten Überreste der Menschheit beherbergten.

Auch wenn einige von einer Wiederauferstehung zu träumen wagten, machten sich weder Norman noch Charlotte Illusionen darüber, dass sie so etwas jemals erleben würden. Um einen Planeten wie den, auf dem sie sich gerade befanden, in ein lebensfähiges Habitat für kohlenstoffbasiertes Wachstum zu verändern, hätte es mindestens drei oder vier Jahrhunderte gedauert.

Nachdem er wieder auf die Beine gekommen war, richtete Norman sein Visier auf die ungefähre Richtung ihres Landeplatzes. Eigentlich hätten sie gar nicht so weit weg gehen müssen, nur um ein paar erste Proben zu sammeln, aber die Oberfläche von Armstrong VII ließ sich erstaunlich intuitiv durchqueren. Beide genossen die Gelegenheit, sich die Beine zu vertreten, bevor sie wieder in diesem schwebenden Metallsarg festsaßen.

Gerade als sich das Duo auf den langen Weg zurück zu ihrem Sammelpunkt machen wollte, hielt Charlotte wegen etwas abrupt inne. Das Knirschen ihrer beschwerten Stiefel verstummte. Als Norman ihr Zögern bemerkte, drehte er sich um und blickte ihr entgegen.

“Hey, äh, sehe ich das richtig?”, fragte Charlotte. Ihre Frage war nicht rhetorisch, sondern klang so, als ob sie wirklich seine Bestätigung wollte.

Norman lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Stelle, auf die ihr behandschuhter Finger zeigte. Ungefähr fünfzig Schritte von ihnen entfernt ragte aus dem staubigen Boden, der jeden Zentimeter dieses Ortes zu bedecken schien, eine …

“Ist das eine … Hand?”

“Sieht so aus. Entweder das, oder wir haben sie beide verloren. “, stimmte die Frau zu, während sie ihre Augen leicht verengte, um das Objekt besser zu erkennen.

Es sah tatsächlich so aus, als würde eine Hand aus dem Boden ragen, als würde sie nach etwas greifen, das sie nicht erreichen konnte. Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass es sich nicht um eine seltsame Felsformation oder etwas Ähnliches handelte. Es war eine echte menschliche Hand, vermutlich aus Fleisch und Knochen, auch wenn die genaue Zusammensetzung bis jetzt nicht feststeht.

Sie befand sich ungefähr in der Mitte des flachen Kraters, in dem sie sich gerade befanden, als wäre sie ein ganz normaler Teil ihrer Umgebung.

“Also, was meinst du?” drängte Norman seinen Begleiter, als sie sich ihrem Fund näherten.

Es dauerte eine ganze Minute, bis Charlotte antwortete, die jetzt neben ihm stand und auf das reglose, blasse Glied hinunterblickte, das aus der Oberfläche des Planeten ragte, den sie bisher für unerforscht gehalten hatten:

“Sieht frisch aus. Wer auch immer damit verbunden ist, kann bis jetzt nicht lange hier begraben sein.”

Norman stampfte mit seinem Stiefel gegen die Ascheschicht, die ihn von der kargen Erde des Exoplaneten trennte. Die Vermutung, dass sich direkt unter ihnen eine Leiche befand, blieb in der sauerstoffarmen Luft haften. Die Gliedmaßen schienen wie eingefroren zu sein, die Finger waren starr in einer fortwährenden Geste des Greifens oder Krallens, je nachdem, welche Perspektive man einnahm.

“Sieht so aus …”, antwortete Norman als Versuch, etwas beizutragen. Reflexartig wollte er sich am Hinterkopf kratzen, doch dann wurde er an seinen Helm erinnert.

“Ich nehme an, es ist nicht vollkommen unmöglich, dass eine andere Kolonie vor uns auf Armstrong VII gelandet ist. Sie könnten immer noch hier sein, soweit wir wissen.”

“Und was? Wurden die Forscher ohne Schutzanzüge hierher geschickt?”, erwiderte Charlotte und wies auf die fehlende Schutzkleidung an der Hand hin.

“Vielleicht ist etwas schiefgelaufen – ein Unfall. Und die übrigen hatten keine Lust, eine ganze Leiche zurück zum Recycler zu schleppen.”

“Aber sie hatten genügend Zeit, um sie zu vergraben?”

Norman zuckte mit den Schultern:

“So viel Mühe haben sie sich nicht gegeben”, erklärte er und stieß salopp mit dem Fuß gegen das steife Glied.

Das verblüffte Duo starrte noch eine Weile schweigend auf ihre morbide Entdeckung. Der Schleier der atmosphärischen Belastungen, der sich über ihnen auftürmte, ließ keine Anzeichen dafür erkennen, dass er sich auflösen würde, denn er verdeckte den Himmel und ließ nur wenige Sonnenstrahlen ungehindert durch. Auf einem Planeten, dessen Magnetosphäre völlig erodiert war, war der zusätzliche Schutz gegen die auf sie einfallende Sonnenstrahlung vielleicht ein wahrer Segen.

“Also gut …”, sagte Charlotte, die ihre Schaufel in die Hand nahm und sie ihrem Kollegen überreichte, der sie mit einem verwirrten Blick ansah. “Du gräbst, ich ziehe.”

“Meinst du das ernst?”

“Was, wäre es dir lieber, wenn ich graben würde? Ich dachte, da du der Gentleman bist und …”

“Nein, ich meine, warum zum Teufel sollten wir das tun? Wir sollten ein paar Relais platzieren und uns im Orbit melden.”

“Und was glaubst du, sollen wir dann tun? Alles hinwerfen und nach Hause fliegen? Komm schon, wir müssen überprüfen, ob die Leiche irgendwelche Abzeichen trägt. Das könnte uns verraten, von welcher Kolonie sie stammt.”

Norman seufzte und nahm das Werkzeug widerwillig an. Es war einfach, die oberste Schicht loser, oberflächlicher Ablagerungen abzutragen, aber es dauerte nicht lange, bis die Klinge auf den verdichteten Boden traf. Der Kraftaufwand für jede Schaufel verzehnfachte sich. Sie hätte ihn genauso gut bitten können, sich durch festen Beton zu graben.

Ihr ganzes Vorhaben kam ihnen zunehmend abwegig vor, und das nicht nur, weil sie auf einem vermeintlich unbewohnten Planeten Leichen ausgruben. In den Tiefen von Normans Verstand nagte der eingreifende Gedanke, dass sie in etwas hineingezogen wurden, dass sie bei Weitem nicht verstehen konnten. Doch das Wesen der Offenbarung an sich ist weder bösartig noch wohlwollend; sie ist es einfach oder nicht. Die entscheidende Frage, die Norman sich hätte stellen sollen, war, ob er in der Lage war, ihr zu widerstehen.

“Ich glaube, es fängt an, sich zu lockern!” Charlotte aus.

Ihr Griff ging vom Handgelenk des Arms zum freiliegenden Ellbogen über. Nach einer Reihe von ungleichmäßigen Zügen verlor die Frau abrupt das Gleichgewicht und fiel mit einem Schrei nach hinten. Norman schaute im Winkel seines Visiers hinüber, das durch sein angestrengtes Atmen beschlagen war.

Er öffnete den Mund, um zu fragen, ob es ihr gut ging, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken.

Charlotte saß auf dem Boden. Ihr Gesichtsausdruck spiegelte den von Norman wider: eine Mischung aus Entsetzen und Überraschung. Sie klammerte sich immer noch an das nun teilweise entwurzelte Glied, zu überwältigt vom Schock, um es sofort loszulassen, oder zumindest, bis sie es sich genau angesehen hatte. Anstatt in eine Schulter oder einen abgetrennten Stumpf überzugehen, schien sich der untere Teil des Arms in eine komplexe Anordnung seltsamer, organischer Röhren zu verzweigen.

Charlotte legte den Arm behutsam ab und richtete sich dann wieder auf:

“Heilige Scheiße … liegt es an mir, oder sehen sie aus wie …”

“Ja”, unterbrach Norman sie und bestätigte ihre Beobachtung, als er vor sie trat.

Wurzeln. Sie sahen ein pulsierendes Netzwerk von Wurzeln, das vermutlich den Arm mit dem fremdartigen Boden verband. Die genauen Eigenschaften dessen sollten genauer untersucht werden.

Keiner der beiden Astronauten wusste, was die angemessene Reaktion sein würde. In ihren kühnsten Träumen hätten sie sich nie vorstellen können, dass sie zum ersten Mal auf eine außerirdische Flora oder Fauna treffen würden. Der Weltraum hatte sich als weitaus toter erwiesen, als es auf der alten Erde irgendjemand hätte vorhersagen können. Die Wahrscheinlichkeit, auf Leben im Sinne der Menschheit zu stoßen, wurde nicht nur als unwahrscheinlich, sondern sogar als absurd gering eingeschätzt.

Und doch waren sie da.

Norman nahm sich die Freiheit, ihre Entdeckung genauer zu untersuchen. Das anthropoide Anhängsel lag waagerecht und ermöglichte ihm einen besseren Blick auf das verzweigte System, das es versorgte. Anders als herkömmliche Wurzeln schienen sie eine zarte und schwammige Textur zu besitzen, aber er widerstand dem Drang, sie zur Bestätigung zu untersuchen. Außerdem schienen sie zu pulsieren, als würden sie fleißig irgendeine Substanz in ihre äußere Hälfte pumpen und wieder heraus.

“W-Wir müssen Relais aufstellen und das melden”, wiederholte er mit deutlich weniger Zuversicht als kurz zuvor.

Als Charlotte das hörte, hörte sie auf, ihre Handschuhe auf Anzeichen von Verunreinigung zu untersuchen und protestierte sofort: “Was? Nein! Wir müssen von diesem Felsen runter. Wir wissen nicht, wie wir mit dem, was hier vor sich geht, umgehen sollen. Machen wir einen ausführlichen Bericht und lassen wir Washington jemanden schicken, der wirklich weiß, was zu tun ist.”

Norman machte ein schnalzendes Geräusch mit seiner Zunge. Er missbilligte, dass seine Kameradin darauf bestanden, das Standardprotokoll zu missachten, aber er erkannte auch, dass nichts an ihrer misslichen Lage “Standard” war. Obendrein waren sie keine Biologen und die Bedeutung ihres Fundes erforderte den Rat von jemandem, der wesentlich qualifizierter war als sie selbst. Das Komitee hätte ihnen wahrscheinlich die gleiche Anweisung gegeben, dachte er sich, also war es sinnlos, wertvolle Zeit mit Diskussionen zu verschwenden.

Sie machten ein paar Schnappschüsse und setzten ihren Fußmarsch zurück zu ihrem Landegerät fort, ließen den Krater mit der entdeckten Wurzelhand zurück. Die Oberfläche von Armstrong VII war ziemlich einheitlich. Die einzigen nennenswerten Orientierungspunkte waren die zerklüfteten Felsen, die über die weite, graue Fläche verteilt waren. Der Vorteil des Planeten lag in seiner zentralen Lage in der sogenannten “habitablen Zone”. Dadurch ist er theoretisch geeignet, flüssiges Wasser zu beherbergen, was zunächst die Aufmerksamkeit der Kolonie erregte.

Die beiden näherten sich der Stelle, wo sie ursprünglich gelandet waren. Selbst aus der Ferne waren die blinkenden Lichter ihres Raumschiffs kaum zu übersehen. Das Design war eine klare Hommage an die Apollo-Mondlandefähre, die früher von ihren Vorgängern auf der alten Erde benutzt wurde, auch wenn sie in fast jeder Hinsicht verbessert wurde.

Als sie auf die Spitze einer Düne kletterten, von der aus sie das letzte Stück des Weges überblicken konnten, bestätigte der Anblick, der sich vor ihren Augen auftat, wie sehr sie sich selbst überschätzt hatten.

Es gab ein ganzes Feld von ihnen – eine ganze Plantage von Menschenhänden, jede einzigartig in Form und Größe, die aus der Asche ragten. Einige standen allein, andere wuchsen in hässlichen Büscheln aus bleichen Fingern und verschmolzenem Fleisch, bereit, nach allem zu greifen, was vorbeikam, wie eine verdrehte Version einer Venusfliegenfalle.

“Die … die waren vorher nicht da … wann zum Teufel …?”, murmelte Norman, mehr zu sich selbst als zu seiner Begleiterin, murmelte.

Er versuchte immer noch, die Logik auf ein Phänomen anzuwenden, das sich dieser bei jeder Gelegenheit widersetzte. Die Art und Weise, in der dieser Garten aus Fleisch anscheinend spontan wuchs, war zu offensichtlich, um Zufall zu sein, und sie mussten ihn durchqueren, wenn sie ihr Landegerät erreichen wollten. Es war eine beunruhigende Aussicht und Norman wollte sich nicht darauf stürzen, ohne die anderen Optionen zu bedenken. Leider gab Charlotte ihm nie die Gelegenheit dazu.

Bevor er sie überhaupt zu Rate ziehen konnte, hatte sie bereits ihren Abstieg begonnen.

“Warte! Stopp!”, ertönte seine Stimme über ihre gemeinsame Funkfrequenz.

Als er den Fuß der Düne erreichte, bahnte sich seine nicht ansprechbare Kollegin ohne zu zögern einen Weg durch das Gestrüpp. Zu Normans Überraschung und Erleichterung machten sie keine Anstalten, sie zu behindern. Sie verhielten sich sogar fast wie normale Pflanzen, die gehorsam nachgaben und zur Seite wichen, als sie an ihnen vorbeirauschte.

Normans Gang artete in einen Halbjogging aus. Da er immer noch die Rolle des Packesels spielte und den Großteil der Feldausrüstung schleppte, war das alles, was er aufbringen konnte. Die Arme verschränkten sich, als er sich einen Weg durch sie bahnte, nur um gleich darauf wieder in Position zu gehen und ihre Finger in Richtung des verhüllten Himmels zu strecken. Als er nahe genug war, gelang es ihm schließlich, Charlottes Schulter zu ergreifen und ihren ganzen Körper mit Gewalt zu sich zu ziehen.

“Was glaubst du, was du da tust?”, rief er aus.

Seine Wut verflog in dem Moment, als er das verängstigte Gesicht sah, das ihn anschaute. Es war eine Art von Schrecken, die er noch nie zuvor erlebt hatte, geboren aus dem Widerstand, die eigene Realität zu akzeptieren; weniger wegen einer unmittelbaren Bedrohung, sondern eher aus Angst, sich mit den Auswirkungen auseinandersetzen zu müssen.

“Bitte … bitte, lass uns einfach gehen. Ich will nicht mehr hier sein …” flehte Charlotte. Ihre innere Zerrissenheit spiegelte sich in der Anspannung ihrer Stimme wider.

Ein vernünftiger Gedanke, doch er kam zu spät. Wie aufs Stichwort begann der Boden plötzlich zu vibrieren, und die beiden beobachteten, wie sich die gliedmaßenähnlichen Wucherungen gleichzeitig unter die aschebeladenen Schichten zurückzogen, ähnlich wie Röhrenwürmer, die eine drohende Gefahr wittern. Die ersten paar Erschütterungen brachten die beiden nur zum Zittern, aber die folgenden warfen sie fast aus dem Gleichgewicht. Etwas war hinter ihnen her. Etwas Großes.

Es waren weniger als hundert Meter, die sie von ihrem Landegerät trennten. Leider wurden die Beben immer stärker und regelmäßiger, sodass es schwierig war, aufrecht zu bleiben, geschweige denn sich vorwärts zu bewegen. Normans Kehle brannte, weil er immer wieder sein eigenes Erbrochenes herunterschlucken musste. Sein Kopf pochte. Mit jedem schweren Schritt entledigte er sich mehr und mehr ihrer Ausrüstung, um mit Charlotte Schritt halten zu können, die entschlossen auf das Raumschiff zustürmte.

Er schnellte vorwärts, doch der Boden unter seinem Stiefel gab plötzlich nach. Bevor er sein Gewicht neu verteilen konnte, war sein linkes Bein bereits eingeklemmt und wurde von einem unsichtbaren Spalt in der sich heftig aufbäumenden Erde verschluckt.

“Hilfe! Hilf mir!”

Charlotte registrierte den verzweifelten Hilferuf ihres Begleiters und drehte sich um. Er war endgültig der Panik erlegen. Seine wahllosen Versuche, sich zu befreien, haben ihn nur noch mehr gefangen genommen. Unterdessen öffneten sich um sie herum immer mehr Risse, als ob der Planet sich selbst zerreißen würde.

Ein beherztes “Sorry” war alles, was sie dem unglücklichen Mann anbieten konnte, bevor sie die Funkverbindung beendete und ihn seinem Schicksal überließ. Normans Hilfeschreie verwandelten sich in eine Reihe von Schimpfwörtern. Doch egal, wie verzweifelt er sie anflehte, zurückzukommen, er bekam nur ein totes Rauschen als Antwort. Seine Bemühungen, sein eingeklemmtes Bein zu befreien, wurden immer verzweifelter, während er gezwungen war, hilflos mitanzusehen, wie Charlotte zu ihrem einzigen Fluchtweg strauchelte. Gerade als sie den Halt zu verlieren drohte, gelang es ihr, die Leiter zu ergreifen, die zur vorderen Luke hinaufführte. Als sie in den Mannschaftsraum kletterte, warf sie Norman einen letzten mitleidigen Blick zu, bevor sie die Luke hinter sich schloss.

Das Antriebssystem heulte auf und ließ die spärliche Atmosphäre um sie herum auflodern. Jeder Hoffnungsschimmer, den Norman noch hegte, wurde durch den Anblick des Raumschiffs ausgelöscht, das ohne ihn die Oberfläche des Planeten verließ. Eine Welle der Resignation überspülte den Verurteilten. Er blinzelte und schirmte seine Augen gegen das gleißende Licht der Triebwerke ab, dann stand er einfach nur da und sah zu, wie sich die silberne, einfarbige Maschine in Richtung Erlösung erhob. Mit jeder Sekunde, die verstrich, stieg sie höher und höher, um bald durch die Smogdecke zu dringen und spurlos zu verschwinden.

In den letzten Momenten seines Verstandes war sich Norman nicht sicher, ob er das, was als Nächstes geschah, als eine Art göttliche Vergeltung für ihn oder als eine zutiefst demütigende Demonstration der Unwichtigkeit ihres Handelns ansehen sollte.

Die Erschütterungen wurden stärker und konzentrierten sich auf einen einzigen Punkt direkt unter der vorgesehenen Flugbahn der Astronautin. Die Kruste des Planeten begann sich zu wölben, als ob sich etwas durch sie hindurchdrücken wollte, bis sie schließlich ausbrach – ein monströses Anhängsel, das alle anderen, denen die Forscher begegnet waren, bei Weitem übertraf. Es streckte sich dem Himmel entgegen und seine skelettartigen Finger umschlossen mühelos das gesamte Raumschiff, ehe es entkommen konnte. Wie die blutleere Hand eines untoten Gottes, der aus seinem Grab aufsteigt. Und dann zermalmte es das Landegerät in einem entsetzlich surrealen Schauspiel und zog es mit sich in die Tiefe, um nie wieder gesehen zu werden.

Die Stille, die darauf folgte, war noch bedrückender als das Chaos davor. Als sein Gehirn nicht mehr durch den Schädel hüpfte und der Schwindel nachließ, brachte Norman endlich die Kraft auf, sein Bein zu befreien. Durch die transparente Umhüllung konnte man das Gesicht eines Mannes erkennen, der auf allen möglichen Ebenen gebrochen war, nur nicht auf der körperlichen. Jedenfalls noch nicht.

Langsam, wie in Trance, ging der Astronaut zu dem klaffenden Hohlraum, aus dem der riesige Arm herausgekommen war. Am Steilhang angekommen, blickte er in die Abgründe hinab, und wie das Sprichwort sagt, starrte die Dunkelheit direkt zu ihm zurück. Ein wahnwitziges Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht.

“Houston, wir haben die Hölle gefunden.”

 

Credit: Luke Yavorov

Irgendwie habe ich viel gemein mit den Niagarafällen. Ihre Wassertropfen sind am Fallen, in einen Abgrund. Ohne zu wissen, was sie erwartet. Doch ihnen ist es wahrscheinlich egal. Ich kann nicht behaupten, dass es mir schlecht geht, denn das wäre eher untertrieben. Ich schließe so oft es geht meine Augen, um am besten gar nichts zu sehen. Selbst in meinem Zimmer, in dem es zumeist sowieso dunkel ist, trage ich eine Sonnenbrille.

Essen und trinken kann ich sowieso nur noch mit den Handystöpseln im Ohr, denn… ich ertrage das Klappern des Besteckes einfach nicht mehr. Selbst das natürliche Geräusch des Messers und der Gabel ertrage ich nicht mehr. Ich plane zwar nicht, mich umzubringen, doch gewiss weiß ich wie es sich anfühlt,nicht mehr leben zu wollen. Es tut einfach weh. Ich gehe in die Stadt. Dort werde ich ins Einkaufzentrum gehen, um mir Medizin zu kaufen. Ibuprofen. Wie immer. Die ganz starken. Ich werfe mir direkt nach dem Kauf 2 Stück ein. Heute habe ich beschlossen, es zu tun. Mein Peiniger wird wissen, wie es sich anfühlt, verzweifelt zu sein. Doch er hat Glück. Sein Leid wird sich nicht über Jahre hinweg ziehen, sondern nur über wenige Minuten…

Ich gehe nach Hause. Ich höre mir Musik an, die mich böse werden lässt. Ich werde wütend und bin fest davon überzeugt, meine Planungen in die Tat um zu setzen. Also warte ich, bis es dunkel wird. Es ist jetzt 23:39 Uhr. Um 24:00 Uhr werde ich bei meinem ersten Opfer sein. Er peinigt mich seit Jahren, nun wird er erfahren, wie es ist, sich wehrlos zu fühlen. Ich gehe los.

Nun stehe ich vor seinem Haus. Das Licht ist aus, die weiße Farbe der Fassade leuchtet wahrlich im Schein des Vollmondes. Ja… Weiß, die Farbe der Hoffnung.. So sagen die Psychologen es zumindest. Doch „Weiß“ ist keine Farbe. Es ist ein Kontrast. Ein Kontrast, der das Leben lediglich abrunden kann. Doch es ist keine Lichtquelle. Es muss erst von guten Eigenschaften angeleuchtet werden, um überhaupt strahlen zu können. Diese Eigenschaften besitze ich nicht mehr, sie nahmen mir alles. Nun werde ich ihm alles nehmen.

Ich gehe zur Tür. Eine Holztür, die in rot angestrichen wurde. Ich klettere über das Geländer auf das Dach, in dem er sein Zimmer hat. Ich blicke hinein. Was ich sehe, gefällt mir. Er schläft tief und fest. Sein Zimmer ist ordentlich, der PC steht auf dem Schreibtisch. Ich kann erkennen, das sein Fenster auf Kipp’ steht. Perfekt. Ich greife mit meinen zarten Händen in den Spalt des Fensters, und öffne es. Ich trete herein. Ich schließe das Fenster wieder. Ich trete mit langsamen Schritten heran an sein Bett. Ich beobachte ihn, wie er selig schläft. Wie kann er nur so ruhig schlafen, nachdem, was er alles tat? Was er mir antat? Der Mondschein leuchtet in das Zimmer, nur wenig kann man erkennen.

Ich zücke mein Messer. Das langsame Klingen der Klinge wecke ihn. Ich stecke es wieder weg, als er dabei ist, seine Augen aufzumachen. Er schaut mich an, und schreit mich an: „Du Freak! Was tust du hier! Verschwinde, bevor ich dich hier raus haue!“ Ich wende ihm den Rücken zu, ziehe die Klinge langsam aus der Scheide. Ich sage ihm, dass er für seine Taten gerade stehen muss. Er lacht mich nur aus, er weiß offenbar, was ich meine. Ich drehe mich um. Er sieht die Klinge, wird ungeduldig. Er schreit mich an, ich solle das gefälligst sein lassen. Doch ich bewege mich nicht. Er hat mir nie die Chance gelassen, zu sagen, dass ich das alles nicht mehr will. Nun wird er sich genau so fühlen. Er schreit mich an. Ich sehe seine Angst in seinen Augen. Mir gefällt es. Er versucht weg zu laufen, doch er fällt. Er fällt auf den Boden, und winselt mich an. Er weint, schreit mich an. „Lass das!“. Ich frage ihn mit ruhiger Stimme, ob es das letzte ist, was er auf Erden zu sagen hat. Ich gehe mit leisen Schritten auf ihn zu. Ich fasse mein Messer fest an, halte es fest.

Ich packe ihn an den Hals, zerre ihn auf das Bett. Dort wird er sterben. Er winselt, will fliehen. Doch von mir geht eine Kraft aus, die mich selbst erschreckt, ohne mich anstrengen zu müssen. Ich drücke ihn an die Wand, und steche zu… Es ist ein ungewohntes Gefühl des Glückes, es ist eine Entladung der ganzen Schmerzen. Meiner Angst, meiner Trauer. Ich fühle mich mächtig. Ich fange an zu lachen, genieße dieses Gefühl. Es ist wunderbar. Ich steche ein weiteres mal zu. Und wieder. Das Blut spritzt mir ins Gesicht, es ist warm. Er schreit vor Schmerz. Mit letzter Kraft schreit er mich an: „Bitte! Hör a…“ bevor ich ihn mit einem gezielten Stich zwischen die Augen töte. Ich spüre, wie ich wieder in meinen Körper zurückkehre. Es ist eigenartig, doch es fühlt sich so wunderbar an. Ich lasse die blutverschmierte Klinge fallen….

Ich wache auf. Mathe. Meine Lehrerin steht vor mir, die mich wohl geweckt hat. Seit diesem Traum tun mir die Angriffe von ihm nicht mehr weh, denn ich weiß ja, eine Möglichkeit bleibt mir immer offen…..

Wie lange bin ich hier schon gefangen? Keine Ahnung. Um ehrlich zu sein interessiert es mich auch nicht. Das einzige was wichtig ist, ist wie ich hier rauskomme. Aber diese törichten Menschen werden mich nicht mehr rauslassen. Sie stecken mich in diesem Raum, damit ich sterbe. Dieser Raum ist mit einer seltsamen Flüssigkeit gefüllt, die mir schaden soll. Das tut sie auch. Meine Haut ist an einigen Stellen komplett weggeätzt. Wie ich die Menschen nur dafür hasse.

Diese Menschen haben schon verschiedene Tests an mir durchgeführt. Sie nennen mich SCP-682 und bezeichnen mich als einen Keter. Was soll überhaupt ein Keter sein? Inzwischen haben sie mit den Tests aufgehört, da ich mich nicht beherschen konnte…

Ich habe schon mehrere Ausbruchsversuche gewagt. Sie haben mich immer gefangen. Inzwischen habe ich schon aufgegeben zu fliehen. Ich werde nie wieder das Tageslicht erblicken. Ich werde nie wieder den Wind spüren. Ich werde nie wieder Menschenfleisch speisen können. Ich werde wohl für immer in diesem dunklen Raum bleiben müssen und verotten.

Ich vernehme ein Klingeln und das Geräusch von Schüssen. Woher kommen die Geräusche? Was hat das zu bedeuten? Plötzlich höre ich Schreie. Diese Schreie kommen von den Menschen. Wieso schreien sie? Während ich mich das frage, höre ich plötzlich wie meine Tür geöffnet wird. Ich bin verwirrt. Wieso sollten sie meine Tür öffnen? Ich gucke in den Gang, doch da steht keiner. Ich renne aus meiner Zelle raus und suche den Ausgang.

Ich bin frei. Endlich frei! Ich kann mein Glück kaum fassen! Nun kann endlich die Wärme der Sonne spüren, den Wind in meinen Gesicht fühlen. Aber das allerwichtigste ist: Nun kann ich endlich wieder Menschenfleisch speisen.

Ich bin Tag und Nacht immer bei dir. Ich begleite dich überall hin, egal ob du in die Schule gehst, nur aufs Klo, oder zu deiner/deinem Freund/in. Ich bin immer bei dir und beobachte dich. Doch irgendwann habe ich genug Kraft gesammelt und bin stark genug, um auszubrechen. Ich zerfetze dich und mache aus dem, was übrig ist, meinen Sklaven. Ich bin das, was dich jeden Tag dazu drängt, eine Wut zu haben auf das, was mir nicht gefällt…

Erinnerst du dich noch an den einen Tag auf dem Ausflug? An dem du auf deinen Klassenkameraden los bist, der dich immer gemobbt hat? Ich war das! Ich habe dich dazu gezwungen und du hast es nicht gemerkt.

Vielleicht erinnerst du dich auch noch an den Tag, an dem du deinem Vater fast den Teller hinterher geworfen hast? Daran war auch ich beteiligt. Nur hat mein Erzfeind liebe dazwischen gefunkt.
Aber an einean Tag erinnerst du dich noch ganz genau. Es war der Tag, an dem dich dein/e Freund/in betrogen hat und du dir geschworen hast, diesen Mistkerl zur Strecke zu bringen. Ich habe dich dazu gebracht, ihn windelweich zu prügeln. Ich hasse solche Kerle!!!

Apropos hassen. Darf ich mich vorstellen. Ich bin das, was in euch steckt. Ich bin der Hass in euch allen!

Ich kann jeden von euch heimsuchen. Ich kann jeden von euch kontrollieren. Manche mehr, manche weniger. Aber sobald ich euer Eis gebrochen habe, seid ihr ganz mein und ihr macht, was ich euch sage. Ich hoffe, ihr mögt es, anderen weh zu tun, denn ich liebe es, anderen weh zu tun. Ich habe nicht umsonst die schlimmsten Kreaturen hervorgerufen.

Ich bin das, was in euch allen steckt. Der Hass in Person. Ich kann euch töten, wenn ich will. Ich kann euch quälen, wenn ich will. Ich kann alles mit euch machen, was ich will. Und wenn es soweit ist, werde ich die Welt vernichten und sie zu dem machen, was sie wirklich sein sollte: FREI!!!

Schreie. Ein stechender Schmerz. Dann Stille. Kälte.

Steh auf! sagte eine kalte, ins Gebein dringende Stimme.

Aufstehen? Wie?

Dann erkannte er, dass das keine freundliche Auffordung, sondern vielmehr ein autoritärer Befehl war. Seine Beine trugen ihn. Er öffnete die Augen, doch es schien keinen Unterschied zu machen.

Wo bin ich? fragte er.

An einem Ort ohne Wiederkehr.

Er wusste, was die Stimme damit meinte. Doch es konnte nicht wahr sein! Danach kam doch nichts, oder doch?

Sein Kopf schien zu bersten unter dem Druck der ungestellten Fragen, die ihm jetzt durch den Kopf schossen.

Warum gerade ich? Warum jetzt? rief er verzweifelt mehr zu sich selbst als zu “dem anderen”.

Hattest du denn nicht alles erreicht? Eine wunderschöne Frau an deiner Seite, dein Sohn, dein Haus, dein Vermögen? Es wird ihnen doch an nichts mangeln. Du hattest doch alles? Was willst du mehr?

Eine Chance! Warum musste das genau heute passieren? Heute, als ich mich mit meiner Frau gestritten und meinen Sohn angeschrien habe? Das ist unfair! Ich war ein guter Mensch.

Oh, warst du das? Wer definiert denn “gut”? Bist du es nicht, der versucht seine Fehler in Vergessenheit geraten zu lassen, indem du dir und anderen einredest, du seist “gut”? Was ist mit deiner Affäre? Ihrem Kind, das nie hätte geboren werden dürfen? Oder dem Geld, das du der Firma gestohlen hast? Du wolltest es immer zurückgeben, um dein schlechtes Gewissen los zu werden, doch du hast es ertränkt und sogar noch mehr genommen. Nennst du das “gut”? Oder hast allein du das Privileg “gut” zu sein, nachdem du, rasend vor Wut, mit dem Auto gefahren bist und einen Unfall verursacht hast? Sehen so für dich “gute Menschen” aus?

Hey, wachen Sie auf! Sind Sie okay?

Er öffnete seine Augen. Er lag circa fünf Meter von den Wracks der beiden Autos entfernt.

Sein Kopf pochte wie verrückt.

Ich glaube schon.

Mann, haben Sie Schwein gehabt, der andere hatte nicht soviel Glück wie Sie…

Als er dann auf der Polizeiwache saß und den Unfallhergang schildern sollte, erinnerte er sich an das Gesehene.

Seine Augen füllten sich mit Tränen und er brachte nur ein ersticktes Es war doch nicht meine Schuld…“ hervor.

Kennt ihr das, immer neue Generationen von Pokémon kommen raus, dabei habt ihr euch noch nicht mal mit der vorherigen Generation auseinander gesetzt. Am Anfang fällt einem wenig auf, was man verpasst hat (z.B. Pokédex- Einträge, Geheimnisse, neue TM/VM usw.), aber schwerwiegendes, wie Erkenntnisse, die die Pokémon Welt verändern lässt, entdeckt man erst Jahre später.

Ja, ich kenne die ganzen Pokémon-Theorien (Ash im Koma oder Gary Eich usw.), jedoch habe ich etwas anderes entdeckt, was nicht jeder weiß und trotzdem erschüttert klingt, zumindest für Pokémon-Trainer.

Meine Entdeckung bezieht sich auf das Pokémon Giratina, ein legendäres Pokémon der 4.Generation und ein Mitglied des Dimensions-Trios.

Giratina ist der Teufel der Pokémon Welt. Ihr fragt euch jetzt bestimmt, wie kann das sein oder sagt, dass es kein Himmel und Hölle in Pokémon gibt und vor allem keinen Gott. Dachte ich auch einmal, doch dann erfuhr ich von Hinweisen und änderte meine Meinung.

Als erstes schauen wir uns Giratina mal genauer an. Es besitzt als einziges legendäres Pokémon 2 Formen: die Wandelform (Normal) und die Urform (Zerrwelt), außerdem ist es das einzige legendäre Pokémon von Typ Geist und seine Erscheinung wirkt wie ein Rebell. Es besitzt 6 Rippenknochen, 6 Stachel an den Flügel und 6 Beine in der Wandelform, die sich in der Urform zu Stacheln verwandeln. Nimmt man alle Zahlen zusammen, ergibt es die Zahl 666 , die Zahl des Teufels. Die Pokédex-Einträge in Platin, Schwarz und Weiss, Schwarz und Weiss 2 und Y sind identisch: „Es wurde aufgrund seines Verhaltens verbannt. Aus  der Zerrwelt schaut es auf die alte Welt.. In Diamant und Perl wird sogar ein kleiner Zusatz erwähnt „Es erscheint auf alten Friedhöfen.“.

Meine These:

Das Pokémon Arceus, auch bekannt als Gott, erschuf das Dimensions-Trio, als es schlüpfte. Das Dimensions-Trio besteht aus der Zeit (Dialga), dem Raum (Palkia) und der Antimaterie (Giratina).

Warum wurde der Teufel erschaffen und warum sollte Giratina den Teufel darstellen?

Arceusbraucht als Gott ein Gegenstück, das sich um die gestorbenen Pokémon kümmert, dafür wurde Giratina geboren. Doch Giratina fing nach kurzer Zeit an sich zu beschweren, warum gerade er sich um die toten Pokémon kümmern sollte. Arceus versuchte natürlich Giratina zu besänftigen und erinnerte ihn daran, dass er eine wichtige Aufgabe besitze, denn es sei eine Ehre für jedes Pokémon zu entscheiden, ob es in den Himmel oder in die Hölle kommt. Arceus Anstrengungen Giratina zu besänftigen waren zwecklos, denn Giratina hatte sich entschieden.

Giratina lehnte sich gegen Arceus und die anderen auf, es entbrannte ein langer Pokémon-Krieg den Giratina verlor. Arceus verbannte Giratina zur Strafe in die Hölle, auch bekannt als Zerrwelt.

Giratina hat nach der Niederlage geschworen, Rache an Arceus zu nehmen. Und mit jedem bösen Pokémon wird seine Armee stärker und stärker und es plant seither seinen Gegenschlag.

Hallo, ich bin Justin, 13, und ich denke, ich habe einen sehr großen Fehler gemacht. Mein Freund und ich haben vor ca. 1  Woche aus Spaß den Mörder mit der Hakenhand herbeigerufen, als ich bei ihm übernachtet habe. Ich muss das alles einfach mal loswerden.

20:15

Wir haben uns einen schönen Horrorfilm, nämlich ES, ausgesucht und mit viel Popcorn zusammen angeschaut.

22:40

Der Film war vorbei, jetzt haben wir uns gedacht, wir sollten ein gutes Horrorspiel spielen. Also haben wir “Slender – The Eight Pages” heruntergeladen und angefangen es zu spielen.

23:25

Wir haben fertig gespielt, aber leider hat mein Freund mit 2 Toden weniger gewonnen. Jetzt wollten wir das “Schreckgespenst”, eine Sagengestalt herbeirufen. Wir haben uns vor den Spiegel gestellt, zuerst mein Freund, und dann hat er fünfmal den Namen des Mörders mit der Hakenhand gerufen (eigentlich Charles Green) und sich danach dreimal im Kreis gedreht. Das Bad war dunkel, aber er hat gesagt, er hätte jemanden mit Hakenhand im Spiegel gesehen. Dann war ich dran, habe das gleiche gemacht, aber nichts gesehen. Also haben wir uns noch THE SHINING angeschaut.

1:45

Die Eltern meines Freundes waren längst im Bett, allerdings hat es trotzdem bei ihm IM SCHRANK (!!!) geklopft. Wir hielten es für einen Streich, also öffneten wir den Schrank doch darin war niemand!

1:55

Jetzt hat es an der Tür geklopft. Wir haben sie geöffnet, doch niemand war da. Zwei Minuten später klingelte das Telefon, und der Anrufer legte einfach auf, als wir abhoben. Dann fing das Licht im Zimmer an zu flackern, erst nur wenig, dann immer stärker, bis es schließlich ganz aus war. Und dann passierte es: Der Schrank klappte auf, und heraus floss ein wenig rote Flüssigkeit, wahrscheinlich Blut. Wir schlugen den Schrank zu, doch direkt danach hörten wir es aus dem Schrank hämmern.

2:00

Wir öffneten ihn, und darin befand sich, erhängt, die Leiche von Charles Green mit seiner Hakenhand. Seine Augen waren geschlossen und sein Gesicht zu einer grauenhaften Fratze verzerrt. Dann drehte sich die Leiche zu uns, und er öffnete seine Augen schlagartig. Sie waren nach oben verdreht und blutig. Wir schlugen sofort die Schranktür zu, doch dann hörten wir es krachen, immer stärker, und dann Holz bersten. Seine Hakenhand ragte nun aus dem Schrank heraus. Da flackerte das Licht wieder, es wurde kurz dunkel, und die Leiche verschwand, so schnell sie gekommen war, doch der Schrank war immer noch zerstört und der Haken steckte darin.

Seit diesem Tag wissen wir, wie wichtig es ist, nicht jede Gruselgeschichte als Hirngespinst abzutun. Ich musste jetzt nur einmal mit jemandem darüber reden. Eine Sache noch: versucht ja nie zu Hause, Charles Green alias den Mörder mit der Hakenhand zu rufen.

Im Jahre 1992 ereignete sich ein Vorfall in der Plieninger Geisterbahn “Plieninger Phantomfahrt”, der bis heute noch ungeklärt ist. Das Folgende ist mit Hilfe einer gefundenen VHS-Kassette rekonstruiert.

Der Student Fynn Klages, damals 21, und seine Schwester Wiebke Klages, damals 19, hatten für ihren Tag geplant, eine Tour durch die Geisterbahn Plieninger Phantomfahrt zu machen.

Sie stiegen in ihre Wägen ein und die Bahn fuhr los. Als erste Attraktion begrüßte sie direkt das aufgerissene Maul der Schattenbestie, einer bekannten Plieninger Sagengestalt.

Danach fuhren ihren Wägen in den nächsten Raum, in dem er einer animatronischen Nachbildung von Anne, der erhängten Tochter des Leuchtturmwärters begegnete. Der Wagen von Fynn blieb stecken, als sich die Tür hinter ihm schloss.

Da sich auch nach 15 Minuten warten bei ihm nichts tat, stand er auf und suchte nach einer Tür. Eine Tür befand sich gegenüber der Kamera, also verließ er durch diese Tür den Raum.

Nun befand er sich im Backstage-Bereich, in dem er bald die mechanische Fratze der Schattenbestie sah. In diesem Moment hörte er Wiebke schreien, und um ihr zu Hilfe zu eilen, verließ er den Raum durch dieselbe Tür, durch die er gekommen war.

Direkt vor dieser Tür stand nun ein Wagen, und an der Stelle, an der zuvor Anne hing, hing jetzt seine Schwester, verstümmelt. Sie sah furchtbar aus.

Der Sage nach wurde Anne von dem Hasenmann umgebracht, einem Mann mit Hasenmaske, der durch die Wälder schleicht und seine Opfer mit einer Axt erst verstümmelt und dann erhängt.

Anschließend suchte er die Horror-Attraktion durch, auf der Suche nach dem Mörder, und als er im 4. Raum der Geisterbahn angekommen war, sah er, dass der Podest, auf dem die Figur des Mörders zuvor gestanden hatte, leer war.

Er ging zurück in den vorherigen Raum und wurde kurz nach dem Betreten von der Fratze der Schattenbestie verfolgt. Sie verfing sich im Schutzrahmen und ihr mechanisches Maul klappte auf. Aus dem Maul tropfte erst nur wenig Blut, dann mehr, und schließlich ganze Mengen.

Er rannte weiter, und dann kroch etwas aus dem Maul, etwas großes, blutiges und pelziges. Es sah furchtbar aus. Er rannte weiter und kam in dem Raum mit der Animatronik an.

Er setzte sich in einen der Wägen, die wieder fuhren, und fuhr durch das mechanische Tor weiter. Kurz darauf konnte man erkennen, was aus dem Maul gekrochen war: es war der Hasenmann.

Blutig, mit einer Axt in der Hand und mit Hasenmaske. Die Wägen fuhren nicht schnell genug, also rannte Fynn. Doch als er im 6. Raum der Geisterbahn angekommen war, war die Notausgangstür verschlossen. Keine Möglichkeit für ihn zu flüchten. Es war furchtbar.

Aus Angst vor dem Hasenmann warf er sich vor einen der fahrenden Wägen, um dem grauenhaften Tod zu entgehen.

Seit diesem Vorfall ist die Plieninger Phantomfahrt geschlossen und wurde am 16. August 1994 von den Eltern der Studenten in Brand gesetzt.

Bis heute ist die Identität des Hasenmanns ungeklärt und man weiß nicht, ob er noch lebt. Wer weiß, vielleicht lauert er ja gerade vor deinem Fenster…

Am 21.02.1960 brannte die St.Martins Nervenheilanstalt in einer kleinen Stadt in Maryland, USA, bis auf die Grundfesten nieder. Die Ursache des Feuers konnte bis heute nicht ganz geklärt werden. Da ein umgekippter Baumstamm die einzige Staße zum Gebäude blockierte, konnten weder die Feuerwehr noch der Krankenwagen die Anstalt erreichen, so dass es keine Überlebenden gab. Die Flammen wurden letzlich von einem Regenschauer gelöscht. In einem halbwegs intakt gebliebenem Raum im Keller fand man die verkohlte Leiche des Anstaltsleiters in einer schützenen Pose über einem feuerfesten Safe, der einige Seiten eines Dokuments enthielt. Das nun folgende stammt wahrscheinlich von ihm.

01.02.1960

Ich beginne dieses Tagebuch, da wir morgen eine neue Patientin bekommen sollen. Die Polizei versicherte mir, dass sie ein außergewöhnlicher Fall sei, weswegen ich es ratsam finde, mir einige Notizen zu machen, sollten sie recht haben. Gefunden wurde sie an einem Waldrand einige Kilometer südlich von hier, mit einem Messer in der Hand, mit dem sie den Polizisten drohte. Auf meine Frage, ob sie nur unter Schock stünde, antwortete einer der Beamten spöttisch mit einem “Sicher nicht”. Ich bin gespannt und warte bis morgen ab. Da sie nicht redet, nenne ich sie vorerst “Patient 46”.

02.02.1960

Sie ist angekommen. Etwa 1,70 m groß, weiß, braunes Haar, zirca 18 Jahre alt. Obwohl sie wach scheint, schliesst sie die ganze Zeit ihre Augen, nicht verkrampft, eher so, als würde sie versuchen, einzuschlafen. Ich halte noch immer einen Schock nicht für ausgeschlossen und bringe sie erstmal in eine Zelle. Morgen seh ich weiter.

03.02.1960

Als ich heute früh in ihre Zelle kam, hatte sich ihr Verhalten verändert. Patient 46 starrte die Wand an und rührte sich kein bisschen. Selbst das Blinzeln hat sie fast eingestellt (ich beobachtete eine Pause von bis zu drei Minuten zwischen zwei Augenaufschlägen). Ich sprach sie an. Keine Reaktion. Ich berührte ihr Handgelenk. Keine Reaktion. Ich stellte mich direkt in ihr Sichtfeld. Keine Reaktion. Immerhin konnte ich ihre Starre ausnutzen, um sie körperlich zu untersuchen. Sie ist in einer guten Verfassung. Mir ist die seltsame Farbe ihrer Augen aufgefallen, die Iris wirkt fast rot. Sonst geschah heute nichts.

06.02.1960

Nach drei Tagen in diesem Dilirium, in dem sie Nahrung verweigerte und zum Trinken gezwungen werden musste, sagte sie heute ihr erstes Wort. Ich war nicht dabei, eine Schwester erzählte mir davon. Mitten in ihrem Starren öffnete sie plötzlich den Mund und rief laut: “Nein!”. Die Schwester fühlte sich angesprochen und versuchte mit ihr zu reden, doch sie fuhr in ihre Starre zurück und reagierte nicht. Langsam schließe ich einen Schock aus.

08.02.1960

Sie hat ihr Starren aufgegeben und schlief heute den ganzen Tag. Ihre Müdigkeit scheint sie eingeholt zu haben.

09.02.1960

Heute habe ich mit ihr endlich so etwas wie eine Konversation geführt. Als ich sie wie jeden Morgen nach ihrem Namen fragte, antwortete sie kaum hörbar: “Emma”. Ich war überrascht und fragte sie, wo sie herkäme, doch sie wand den Blick ab und rollte sich zu einer Kugel zusammen. Ich bekam kein Wort mehr aus ihr heraus.

10.02.1960

Emma isst immer noch nichts, verlangt aber oft nach Wasser. Sie wird immer gesprächiger. Auf meine Frage, wie alt sie sei, antwortete sie, und ich möchte sie genau zitieren, sie “existierte seit 17 Jahren”. Zudem fragte sie mich nach Papier und einem Bleistift, da sie malen möchte und mir morgen die Bilder zeigen will. Ich gab ihr beides und ging. Ich bin sehr gespannt auf Morgen.

11.02.1960

Obwohl ich ihr fünf Blätter gab, benutzte sie nur drei für ihre “Kunst”. Sie scheint doch dem Wahn näher zu sein als ich dachte. Auf einem Blatt zeichnete sie ein krikeliges Schachmuster, auf einem anderen ein Strichmännchen und ein nicht menschnliches Etwas. Auf dem dritten standen in großen Buchstaben die Wörter “ELFTER SEPTEMBER” und darunter viel kleiner “NEW YORK”. Ich überlege, ob sie Autistin sein könnte. Heute hat sie zum ersten Mal freiwillig gegessen.

13.02.1960

Eine Schwester, die, bei der Emma zum ersten Mal sprach, hat heute gekündigt, da sie “nicht länger mit diesem Ding zusammen leben könnte”. Ich versuchte sie zum Bleiben zu bewegen, aber sie wollte so schnell wie möglich das Gebäude verlassen. Als sie an Emmas Tür vorbei kam, bekreutzigte sie sich und ich hörte leises Lachen.

15.02.1960

Heute ließen wir unsere Patientin 46 zum ersten Mal in den Gemeinschaftsraum. Als sie erschien, verstummten alle Gespräche der anderen Patienten. Emma setzte sich an einen Tisch und starrte auf ihre Hände. Bis um 15:21 geschah nichts, bis plötzlich ein Patient aufsprang und sie angriff. Noch bevor die Pfleger eingreifen konnten, schlug Emma ihm gezielt ins Gesicht und er fiel zu Boden. Sich krümmend lallte er unsinnige Sätze, in denen ich aber ein Muster erkannt habe, oder es vermute. Einige Wörter habe ich mir aufgeschrieben und an einen befreundeten Sprachwissenschaftler geschickt, mit der Frage, ob sie irgend einer menschlichen Sprache ähneln. Ich habe ausserdem noch eine traurige Nachricht bekommen. Die Schwester, die uns vorgestern verließ, ist tot. Sie hat sich erhängt. Unter ihrem Körper lag ein Schachfeld, auf der sie ein Wort geschrieben hatte: “Nein”.

17.02.1960

Ich habe Angst. In Emmas Gegenwart spüre ich Beklemmung und die anderen Patienten werden immer unruhiger. Selbst die, die kurz vor ihrer Heilung standen, wurden heute hysterisch. Ich bekam ein Fax von meinem befreundeten Sprachwissenschaftler. Die Wörter sind sumerisch und bedeuten soviel wie “verdorben”, “Angst” und “Tod”.

18.02.1960

Mir ist aufgefallen, dass alle Tiere, die sich in der Anstalt verirrt haben, die Umgebung von Zelle 46 ängstlich meiden. Langsam frage ich mich, ob ich den Verstand verliere.

19.02.1960

Heute ist Emma ausgebrochen und versuchte das Gelände zu verlassen. Mir ist der Geduldsfaden gerissen. Es brauchte mehr als vier Pfleger, um sie zu fangen. Ich habe sie in eine Zwangsjacke gesteckt und sie in eine kleinere Zelle ohne Fenster gesteckt. Sie muss lernen, dass ihre Handlungen Folgen haben. Ich durchsuchte ihr altes Zimmer und fand Schreckliches! Unter ihrem Bett lagen die zwei Blätter, die sie nicht benutzt hat. Auf dem ersten befand sich eine Karrikatur der Schwerster, die sich erhängt hat, mit einer Schlinge um den Hals. Sie hätte von einem Profimaler stammen können. Auf dem zweiten stand in einer wunderschönen Frauenhanschrift der Satz: “Sie können es nicht aufhalten, Doktor.”. Die anderen Patienten konnten wir heute nicht beruhigen, sie schrien und einige riefen in einem seltsamen Chor immer und immer wieder: “Tötet es!”. Ich habe keine Angst mehr. Ich habe Panik.

20.02.1960

Mein Plan ist riskant, aber er könnte funktionieren. Unter einem Vorwand werde ich morgen um 18:00 Emma operieren und ihr versehentlich eine Überdosis von dem Narkosemittel geben. Ein sauberer Tod, schmerzfrei. Wenn ich es nicht tue, wird Schreckliches passieren, das spüre ich. Gott, vergib mir. Aber es muss sein.

21.02.1960

Ich werde sterben, da bin ich mir sicher. Das Feuer kommt immer näher und es gibt keinen Ausweg. Ich kann mich nicht einmal umbringen, in diesem Keller gibt es nichts, womit ich mein Leben beenden kann. Die Patienten, nein, diese Dinger, sie stehen unter ihrer Kontrolle. Ich bin ziemlich sicher, dass alle Pfleger und Schwestern tot sind. Hoffentlich ging es schnell. Die Dinger versuchen die Tür einzuschlagen, aber gottlob hält sie ihnen stand. Ab und zu höre ich Befehle auf sumerisch in einer mir wohl bekannten Stimme. Das Einzige was mich tröstet ist, dass ich meine Geschichte hier aufschreiben kann. Ich würde gerne noch mehr schreiben, aber das Feuer wird bald diese Tür erreichen und dann muss ich das Papier in Sicherheit bringen. Die Dinger sind schon tot, das Stöhnen hat aufgehört. Auch Emma schweigt, aber sie lebt immer noch, sofern sie das je tat. Sollte sie jemals wieder auftauchen, dann müsst ihr sie vernichten. Ihr müsst! Die Tür ist durchgebrannt. Ich habe keine Angst mehr.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"